Dienstag, 8. Juli 2014

Quer durch Lappland - Ein Bildbericht



Es ist Montag, Montag der 7. Juli 2014. Seit genau einer Woche hat mich die heimische Zivilisation wieder. Dreieinhalb Monate war ich unterwegs in der skandinavischen Einsamkeit. Dreieinhalb Monate, in denen ich so viele unglaubliche Eindrücke gesammelt habe, dass ich immer noch damit beschäftigt bin, diese zu ordnen, ein Stück weit aufs Papier zu bringen und in einen Vortrag zu verarbeiten.
Es waren aber auch dreieinhalb Monate, in denen nicht alles, um ehrlich zu sein, sehr wenig so gelaufen, ist wie wir es uns ursprünglich ausgemalt hätten.

Mitte März also reisten wir, mein Tourpartner Stefan Wörz und ich, nach Norwegen; genauer nach Narvik im Norden des Landes.
Einige Tage der Akklimatisierung und letzte Vorbereitungen für die bevorstehenden acht Wochen in der Wildnis - schon war der Tag des Aufbruchs gekommen.

<< Acht Wochen Zeit, 600 km Wegstrecke von Narvik am Atlantik nach Töre an der Ostsee und dies alles aus eigener Kraft nur mit Hilfe von Ski und Boot>>  So noch einmal kurz die Eckdaten unseres Vorhabens.
Hier der Vorbericht

Der Weg von Narvik hinauf auf das Hochplateau "Kungsleden" stellte sich bereits als äußerst beschwerlich dar. Steile Hänge, viel Schnee und unsere 70kg schweren Pulkas machten es uns nicht gerade leicht.
Mit Flaschenzügen und in mehreren Anläufen mussten wir unser Gepäck über die  sich in unseren Weg stellenden Anstiege befördern.
Nach einigen, mühsamen Tagen erreichten wir die angepeilte Hochebene und mussten feststellen, dass sich das Wetter nicht unbedingt zu unseren Gunsten entwickelt hat.
Andauernde Schneestürme, viel Neuschnee und daraus resultierende Verfrachtungen  ließen auch die Lawinengefahr erheblich ansteigen.Drei Versuche haben wir trotz widriger Bedingungen am Kebnekaise (höchster Berg Schwedens) gewagt, mussten aber aufgrund der sehr schwer einzuschätzenden Lawinensituation jedes Mal abbrechen.
Auch die geplanten Skitouren im Bereich des Sarek Nationalparks waren unter keinen Umständen durchführbar.

Sogar eine Nacht im Schneeloch bescherte uns der unaufhörlich tosende Wind. An ein Aufstellen der Zelte war einfach nicht zu denken. Zumal wir nicht unsere letzten Zeltstangen aufs Spiel setzen wollten. Die Nächte zuvor halfen uns Schneemauern, die wir während des Tages aufgebaut hatten. In dieser einen Nacht aber war der Sturm einfach stärker! Also gruben wir ein tiefes Loch, bauten es zu einer kuscheligen Höhle aus, legten uns in die Schlafsäcke, ließen uns einschneien und gruben uns schließlich am nächsten Morgen wieder aus. Zumindest eine einigermaßen ruhige Nacht war es, denn Zeltwände, die ununterbrochen vom Wind gepeitscht wurden, gab es in dieser Nacht nicht.



Die unfreiwillig gewonnene Zeit aber nutzte ich zunehmend für die Fotografie. Keine Minute verließ ich das Zelt ohne die Kamera im Anschlag zu haben. Die daraus resultierenden Ergebnisse sind beeindruckend und lassen mich jedes Mal wieder staunen, wenn ich mich jetzt täglich durch die vielen vielen (insgesamt 5000) Fotos wühle.
Wie ein Jäger ging ich auf die Pirsch und lauerte scheuen Rentieren, seltenen Schneehühnern und majestätischen Elchen auf.
Auch die Mystik der Polarlichter in den klirrend kalten Nächten ließ mein Fotografenherz höher schlagen und faszinierend schöne Aufnahmen entstehen.
Man darf also schon gespannt sein! Eine kleine Auswahl der Eindrücke habe ich schon einmal angehängt.

So langsam waren unsere stürmischen Tage im Schnee dann gezählt und unser Wechselpunkt, an dem wir auf die Boote umzusatteln planten, kam näher. Auch der Winter sollte eigentlich zu diesem Zeitpunkt ein wenig an Stärke verlieren. Wollte er aber offensichtlich nicht!
Der Kalixälven, unser Wasserweg in die Ostsee, war noch zu großen Teilen vereist und ein vernünftiges, dem Zeitplan entsprechendes Vorankommen war nicht möglich.


Eine weitere Enttäuschung? JA, ganz klar! Keine anständigen Skitouren, kein wilder Ritt auf den Gewässern des Kalixälven. Wofür war ich denn hergekommen?
Ziemlich frustriert mussten wir uns einen Plan B einfallen lassen.
Wir packten also unsere Pulkas auf die Transportwagen der Boote, ließen diese am Ufer zurück, zurrten alles fest und marschierten los.
Mein GPS navigierte mich durch das Forststraßenlabyrinth Nordschwedens.
Ein stupider Fußmarsch einfach nur, um unser Ziel zu erreichen? Nein!
Was dieser Weg an Erlebnissen, Erfahrungen, Eindrücken und Begegnungen zu bieten hatte, werden wir unser ganzes Leben in Erinnerung behalten. Noch oft werden diese Geschichten mit wehmütigem Blick und glänzenden Augen am Lagerfeuer sitzend erzählt werden und ganze Abende füllen.
Menschen, die die Einsamkeit und die Kälte lieben. Menschen, die die Tradition der Sami (Urbewohner Lapplands) aufrechterhalten und Menschen, die uns mit ihrer Gastfreundlichkeit überhäuften.
Natürlich freuten wir uns riesig über die Einladung in eine urige Saunahütte oder ein frisches Stück Elchfleisch, welches aber schnell gegessen werden musste, da die Bären im kalten Winter mindestens genauso ausgehungert sind wie wir es waren.





Der Elch, der mit Abstand größte Bewohner Skandinaviens, war uns ein ständiger Begleiter auf unserem Weg durch die einsamen Wälder.


Die Kamera immer griffbereit kamen wir in den Genuss, das Erwachen der Fauna und Flora nördlich des Polarkreises beobachten und erleben zu dürfen.
Alles geht sehr schnell, dem Gras und den Blättern kann man fast zusehen beim Wachsen. Die Tierwelt wird zunehmend aktiver und die Tage werden länger.


Am 25.Mai 2014 war es dann soweit. 600 Kilometer von Ost nach West, quer durch Lappland waren geschafft.



Ganz anders als geplant, aber um viele Erfahrungen reicher und mit Sicherheit ewig anhaltenden Eindrücken erreichen wir unsere Enddestination „Töre“ an der schwedischen Ostsee.

            „Reisen ist das einzige, wofür man bezahlt und trotzdem reicher wird!“



Inarisee – Wo die Sonne nie untergeht

Nachdem mein Tourpartner Stefan von Lulea aus die Heimreise angetreten hat, machte sich meine Frau Irmi auf den Weg zu mir in den hohen Norden.
Gemeinsam wollten wir den nordischen Sommer genießen und nach Finnland an den Inarisee, den heiligen See der Sami fahren, um diesen mit unserem Klepper Faltboot zu durchqueren.
Wer den Inbegriff skandinavischer Romantik sucht und erleben möchte, der sollte sich in den frühen Sommermonaten an diesen bezaubernd schönen Ort aufmachen!


3000 verstreute Inseln, keine Zäune und keine Verbotsschilder. Die pure Einsamkeit, das einfache Leben mit der Natur und Lichtstimmungen, von denen man in Mitteleuropa nur träumen kann.
Wenn die Sonne weit nach Mitternacht zu sinken beginnt, färbt sie die kleinen weißen Wolken am Himmel in ein weiches Orange, mutiert zu einem großen, roten Feuerball, küsst die glitzernde Wasseroberfläche und steigt dann wieder empor.




Eine unglaubliche Zeit im Land der Trolle und Elfen ist vorbei, die Momente und Bilder werden ewig bleiben.
Liebes Skandinavien, du hast mich ganz fest und ich komme wieder. Versprochen!



Ein kleiner Auszug der schönsten Eindrücke und ein Vorgeschmack auf den neuen Vortrag. Viel Spaß!














Ein großer Dank an unsere Sponsoren und Unterstützer, die eine Realisierung dieses Abenteuers erst ermöglicht haben!